Wenn in der Öffentlichkeit über Demenz diskutiert wird, geht es häufig um die Zunahme der Anzahl von Erkrankten und die zu erwartende Überalterung unserer Gesellschaft sowie um Probleme in der Betreuungsfinanzierung.
Die Frage nach dem Umgang mit Demenz wird dementsprechend immer häufiger gestellt.
Keine Krankheit scheint so viel Ängste auf Seiten der Betroffenen und besonders bei deren Verwandten und Freund*innen auszulösen wie Alzheimer und andere Demenzformen.
Die Angst vor dem Verlust des Selbst; die Angst, die Mutter, den Vater, den Partner oder die Partnerin zu „verlieren“, ohne etwas dagegen unternehmen zu können, ist immens.
Es können dort Schuldgefühle können auftauchen, wo nahestehende Personen sich – zu Recht – die Betreuung und Versorgung eines Verwandten oder Freundes nicht länger allein zutrauen und für eine Unterbringung sorgen müssen.
In meiner Arbeit unterstütze ich Angehörige und Freund*innen im Umgang mit dementiell Erkrankten und kann dabei helfen, die veränderten Situationen annehmen zu lernen sowie neue Perspektiven einzunehmen.
Gern berate ich Sie auch in Fragen über den alltäglichen Umgang mit Ihren Angehörigen und dem Umgang mit Ämtern.
Ich habe jahrelang mit Demenzkranken zusammen gearbeitet und viele verschiedene Gesichter der Demenz kennen gelernt.
Hier durfte ich viele wertvolle Erfahrungen in der Begegnung machen, und zwar meistens dann, wenn Begegnungen auf Herzenshöhe stattgefunden haben, das kann im Gespräch, in der Berührung, in der Bewegung, auf vielfältige Art stattfinden, manchmal an ganz unerwarteter Stelle.
Dabei habe ich festgestellt, ich musste erst einmal den Mut aufbringen, meinen immerwährenden Willen, alles auf kognitiver Ebene zu begreifen, hinter mir zu lassen und mich dafür öffnen, neue Welten zu betreten.
[box]Demenzkranke leben in einer anderen Welt.[/box]
Der Übergang von dem Leben, wie wir es als junge gesunde Menschen mit all seinen Orientierungspunkten kennen, hin zum Verlust der begreifbaren und als sicher erlebten Welt ist zunächst mit Abwehr, Schmerz und Wut verbunden.
Die Menschen, die diese Veränderung erleben, brauchen eine übergroße Portion an Verständnis und Zuneigung, und ich habe oft erlebt, dass sehr nahe Angehörige den übergroßen Anforderungen irgendwann nicht mehr gewachsen sind: sie werden Zeug*innen eines Prozesses, in welchem sich Altbekanntes, Vertrautes verändert, die Mutter ist nicht mehr die, die sie einmal war.
Die angehörige Person braucht darin selbst Unterstützung.
In einem Heim, in dem ich in der psychosozialen Betreuung gearbeitet habe, war eine stolze Dame, immer sehr freundlich und zugewandt, mit der ich eines Tages verschiedene Bilder angeschaut habe, auf denen Obst zu sehen war. Ich zeigte Frau K. ein Foto mit einer Schale Äpfel und sie sagte „Oh, Bananen““. Ich sagte, „Ach, Bananen!“ und die Dame nickte erfreut. Nun war der Sohn anwesend und jener hat sich anschließend bei der Pflegedienstleitung beschwert, dass ich die Mutter nicht korrigiert hätte: auf diese Art und Weise könne die Mutter ja nichts mehr lernen. Für diesen Sohn waren die kognitiven Verluste der Mutter unerträglich. Er hat sich aufgerieben in dem Wunsch, den Prozess aufzuhalten, er wollte, dass die Mutter so sei wie bisher, vielleicht hat er ihre Stärke vermisst, ihren Rat, ihre Zuwendung. Die radikale Veränderung ist mitunter sehr schwer zu ertragen.
Vielleicht kann es einfacher sein, wenn man damit beginnt, das Wünschen, es möge bleiben, wie es war, aufzugeben.
Vielleicht ist es nicht wichtig, dass Frau K. die Äpfel noch als Äpfel benennen kann.
In einem weiteren Gespräch, das ich mit ihr zur Feststellung einer zusätzlichen Betreuung führte- den sogenannten MMST (Mini-Mental-Status-Test)- gab die Dame zu, die Beantwortung einer Frage nicht leisten zu können, beugte sich verschwörerisch zu mir herüber und sagte: „Aber verraten Sie ´s meinem Sohn nicht“. Sie hatte durchaus ein Gespür dafür, wie schwer dem Sohn das Akzeptieren der Umstände fiel und wollte ihn schützen.
[box]Das emotionale Begreifen funktioniert immer und bis zuletzt.[/box]
Die begleitenden Umstände einer Demenz sind vielfältig und reichen teils bis zur vollständigen Pflegebedürftigkeit und schliesslich zum Tod.
Wenn wir die Betreuung von pflegebedürftigen Menschen heute in der Familie nicht mehr leisten können, liegt das nicht an unserer persönlichen Unfähigkeit, sondern am Wandel der gesellschaftlichen bzw. familiären Struktur.
Und: Es ist völlig in Ordnung, die Betreuung, gar die alleinige Betreuung nicht leisten zu wollen.
Es gibt die Großfamilie, in der genügend „Personal“ vorhanden ist, um die Umsorgung und Pflege der Alten neben den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten und der Versorgung von Kindern und Enkelkindern zu tragen, einfach nicht mehr.
Aber die Vorstellung davon scheint in unseren Köpfen noch zu existieren, sonst hätten so viele Angehörig kein schlechtes Gewissen, dass sie die Rund-um-die Uhr-Umsorgung nicht leisten können.
Es gehört viel Mut dazu, als Angehöriger, als Freund*in und auch als betroffene Person loszulassen und die Entwicklungen, die die Demenz-Erkrankungen mit sich bringen, zu akzeptieren und mit ihnen umgehen zu lernen.
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„Raum schaffen für Emotionen“, der Anregungen über den Umgang mit Demenz gibt.
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